24.11. — 19.12.2018


small is beautiful - Akihiro Higuchi, Masanori Suzuki, Mitsunori Kitsunai, Miyuki Tsugami, Nobuyuki Osaki, Rikuo Ueda, Shingo Yoshida

AKIHIRO HIGUCHI, MASANORI SUZUKI, MITSUNORI KITSUNAI, MIYUKI TSUGAMI, NOBUYUKI OSAKI, RIKUO UEDA, SHINGO YOSHIDA

Der Trend ist deutlich: Weg von der Manier, weg vom Handgemachten. Stattdessen lieber intensive Recherche und künstlerische Daten. Die zeitgenössische Kunst des Abendlands muss vor allem gedacht, nicht mehr gemacht werden. Und so versteckt sie sich seit geraumer Zeit mal wieder hinter möglichst Unansehnlichem sowie dem problematischen Begriff des Dokumentarischen. Heute reist sie mit leichterem Gepäck als früher, ohne den Ballast der letzten Jahrhunderte, den sie zwar kennt, jedoch stets mit neuen Tricks zu übertrumpfen sucht. Hat die Kunst ihre Sinnlichkeit tatsächlich verloren?

Nein muss die Antwort, angesichts der in small is beautiful ausgestellten Arbeiten, lauten, die allesamt durch unverwechselbare Schönheit bestechen: Hier findet sich feine Lackmalerei und Silberstaub auf hauchdünnen Flügelnmembranen und tiefschwarz glänzenden Chitinpanzern genauso wie entschlossen ausgeführte Pinselstriche in Acryl auf Leinwand oder beeindruckend in Szene gesetzte, monumentale Landschaftsfotografien. Schönheit als Beweis für einen fehlenden konzeptuellen Unterbau oder politische Botschaften zu verkennen, ist ein schwerwiegender und dennoch häufig gemachter Fehler. Alle teilnehmenden Künstler verbindet ein aufrichtiger Respekt für die Natur, deren vielfältiges Fortbestehen durch den Menschen bekanntlich zunehmend gefährdet wird. Zugegeben sieht man es ihnen diese politische Ebene nicht immer auf den ersten Blick an. Doch gerade dadurch entkommen die Arbeiten aktuellen Moden, die dazu führen, dass sich die Kunst in das Gewand der Massenmedien zu zwängen versucht und dabei zwangsläufig ihre genuinen Qualitäten einbüßt.

Mit selten gewordenem Feingefühl und Eleganz fragen sie: Welcher Platz bleibt der Natur in Anbetracht des rasant fortschreitenden technischen Fortschritts? Dass diese Sorge keineswegs ein Phänomen des 21. Jahrhunderts ist, haben bereits Künstler wie William Morris (1834-1896) - Mitbegründer des Arts and Crafts Movement - oder der ebenfalls britische Ökonom E.F. Schumacher (1911-1977) bewiesen, dessen Ideen 1973 in der Publikation Small is beautiful. A study of economics as if people mattered erstmals vollständig publiziert wurden. Im Kern argumentieren beide für eine Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen wirtschaftlichen und menschlichen Bedürfnissen. Schumachers Gedanken zur Relevanz des Umweltschutzes sowie der Problematik der Atomenergie und zunehmenden Ressourcenknappheit besitzen auch heute noch ernüchternde Relevanz. Ihre Lösungsansätze erinnern an ein gängiges japanisches Sprichwort, das frei übersetzt soviel heißt wie „Vergiss deine anfängliche Bescheidenheit nicht.“1 Dieser Aphorismus geht auf Zeami Motokiyo (1363-1443), einen wichtigen Dramatiker des NoÌ„-Theaters in der Muromachi-Zeit (1336—1573), zurück. Der Appel, die eigene aus Bescheidenheit entstammende Aufrichtigkeit und Neugierde zu Beginn neuer Lebensabschnitte niemals zu vergessen, liegt diesen Worten zu Grunde. Wo liegt unsere Bescheidenheit, wenn es um jene Fragen geht, die oben genannt wurden

Der moderne Mensch erfährt sich selbst nicht als Teil der Natur, sondern als eine von außen kommende Kraft, die dazu bestimmt ist, die Natur zu beherrschen und zu überwinden. Er spricht sogar von einem Kampf gegen die Natur und vergißt dabei, daß er auf der Seite der Verlierer wäre, wenn er den Kampf gewönne. (Schumacher, 1973)

small is beautiful - weder das Buch, noch die Ausstellung - ist keine Kritik am Fortschritt per se. Es ist eine Erinnerung an uns alle, unsere Bescheidenheit nicht zu verlieren. Wir leben nicht allein auf dieser Erde, sondern teilen sie mit unzähligen größeren und vor allem kleineren Lebewesen. Es liegt an uns wieder zu erkennen, dass wir auch heute noch ein Teil des natürlichen Ganzen sind. Doch scheint es, als hätten wir vor lauter Fortschrittsdenken bereits vergessen, welche Bedeutung diese einstige Harmonie mit der Natur besitzt. Wir verlieren den Sinn für das Grundlegende. Den Blick wieder auch auf die kleinen Wunder der Natur unmittelbar vor uns zu richten, wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung.

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