07.09. — 10.10.2019


HIROSHI TAKEDA & SHIMPEI YOSHIDA
PORTRAIT
ERÖFFNUNG: FR., 06.09.2019, 18-23 UHR
Saisoneröffnung | Galerien im Kontorhausviertel

[v.l.n.r.] Hiroshi Takeda, Portrait 232, 2015, Holzplatte, Japanpapier, Acryl, Urethanlack, Blattgold, Lamé, Drucksachen, 53,0 x 35,5 x 2,5 cm // Shimpei Yoshida, Dear letter to you, Öl auf Holz, 24 x 30 cm.

Flyer zur Saisoneröffnung der Galerien im Kontorhausviertel 2019


Schillernde Neonfarben und experimentierfreudiger Pinselgestus hier, gedeckte Töne und zarter Farbauftrag dort. Mit großer Hingabe widmen sich die japanischen Künstler Hiroshi Takeda und Shimpei Yoshida auf ganz unterschiedliche Art und Weise der Frage nach der Bedeutung des Portraits in der zeitgenössischen Kunst. Eine repräsentative Auswahl aktueller Arbeiten beider Künstler ist nun in der Zweierausstellung Portrait zu sehen.

Hiroshi Takeda wurde 1978 in Sapporo, Japan geboren und machte 2003 seinen Abschluss am Fine Arts Department der Hokkaido University of Education. Er lebt und arbeitet heute in Sapporo, Japan. Takedas künstlerische Herangehensweise an die Gattung Portrait ist alles andere als klassisch, denn für seine Bilder stehen keine realen Personen Modell. Er arbeitet auch nicht aus der Erinnerung oder mithilfe von Skizzen oder Fotografien. Hiroshi Takeda schafft malerische Konterfeis ohne Porträtierte. Die Zahl dieser fiktiven und chronologisch nummerierten Portraits ist mittlerweile in die hunderte gestiegen. Die Fiktivität der Proträtierten zeigt sich am deutlichsten in der Abwesenheit erkennbarer Gesichter. Dass es sich nichtsdestotrotz um Darstellungen menschlicher Figuren handelt, bekräftigen (in der Regel vorhandene) Formen, die Haare, Köpfe, Oberkörper und Arme erkennen lassen. Diese geben oftmals den Anschein, es handele sich um weibliche Figuren. Zweifelsfrei belegen lässt sich dieser Eindruck jedoch nicht. In jüngerer Zeit deutet Takeda die menschliche Figur immer öfter nur noch indirekt an, so auch in den meisten Arbeiten der aktuellen Ausstellung. Konturen eines Körpers erscheinen, wenn überhaupt, in wolkenartigen Farbflächen und werden dabei zumeist von geschwungenen Linien überzogen. Schnell wird allerdings deutlich, dass diese an das lateinische Alphabet erinnernden Zeichen keiner klassischen Logik folgen. Ihr Sinn erschließt sich nicht in der Vermittlung externer Inhalte, sondern aus ihrer Form selbst. Was spontan und willkürlich dahingekritzelt erscheint, ist in Wahrheit das Ergebnis sorgfältiger Planung und Ausführung. Nimmt Takeda hier etwa die großen Gesten der abstrakten Malerei aufs Korn? Ja und Nein. Die Antwort findet sich wie immer irgendwo dazwischen. In der Andeutung liegt die Raffinesse seiner Arbeiten. Hiroshi Takeda vollführt einen beeindruckenden, künstlerischen Drahtseilakt, indem er sich geschickt auf der Schnittstelle oder vielmehr Grenze zwischen Gattungskonventionen des Porträts und einer autonomen, abstrakten Malerei bewegt.

Shimpei Yoshida wurde 1992 in der Präfektur Nara, Japan geboren und absolvierte 2014 sein Kunststudium im Hauptfach Malerei an der Kyoto University of Art and Design. Die Porträtmalerei des jungen Künstlers steht stilistisch und inhaltlich im krassen Gegensatz zu der seines älteren Zeitgenossen. So begann Yoshida seine Porträtserie ursprünglich als Reaktion auf den Tod seiner Großmutter: „She is there but not.“ Mit diesem kurzen, jedoch für die Stimmung seiner Arbeiten äußerst prägnanten Satz, beschreibt Yoshida das paradoxe Gefühl angesichts der gleichzeitigen An- und Abwesenheit jener verstorbenen Frau, die noch wenige Momente zuvor seine Großmutter war. Was macht einen Menschen aus? Diese Frage steht seither im Zentrum seines künstlerischen Schaffens. Yoshida porträtiert vornehmlich Personen aus seinem unmittelbaren Umfeld wie Freunde und Familie. Er gibt diese dabei stets vor neutralem Hintergrund und in gedeckten Tönen wieder. Der Künstler vergleicht seine Porträts mit Briefen, in denen er alltägliche Erinnerungen wie auch gemeinsam erlebte Momente zu speichern versucht. Jede Arbeit ist ein Beweis für die Existenz des Portraitierten. Malerei für Shimpei Yoshida ist zugleich ein Stück Erinnerungsleistung, eine Arbeit gegen das Vergessen, aber auch immer eine Suche nach dem Wesen nahestehender Personen. Diese strenge Form des Arbeitens in Ölfarbe wird in den kleinformatigen Zeichnungen unbekannter Personen mit Buntstift auf Papier aufgelockert. Nichtsdestotrotz zeigen sich Parallelen zu seinem malerischen Werk. Auch hier bestechen die Arbeiten durch Ambivalenz, denn die Porträtierten erscheinen uns nah und fern zugleich, als verweilten sie in einem Zwischenreich des Auftauchens und Verblassens.

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