06.09. — 25.10.2024
Die Arbeiten in der Gruppenausstellung Flüchtige Landschaften handeln von zumeist unbeachteten Ereignissen und Gegenständen des Alltags. Die Künstler*innen Chisei Kobayashi, Terumi Ishigami und Atsushi Mannami spüren in ihren Werken Sinneserfahrungen nach, deren Präsenz unsere Erinnerungen und Emotionen auf subtile Weise beeinflussen. Sie erinnern daran, wie bestimmte Augenblicke, flüchtige Erinnerungs- oder Gefühlslandschaften in uns aufleben lassen.
CHISEI KOBAYASHI (*1994, Sapporo, Japan) ist fasziniert von der emotionalen Wirkung visueller Zeichen und den durch sie hervorgerufenen Vorahnungen und Gefühlregungen, die uns unverhofft überkommen und mit Worten nur unzureichend zu erfassen sind. Gerade deshalb nutzt die Künstlerin die visuellen Möglichkeiten der Zeichnung, Malerei und Installationen, um jene besonderen Gefühlsregungen in ihre einzigartige Bildsprache zu übertragen. Kobayashi arbeitet regelhaft an mehreren Arbeiten gleichzeitig und nutzt dabei bevorzugt Ölfarbe und Beizen. Ihre Motive sind so vielfältig wie ihre Neugierde für die kleinen Wunder des täglichen Lebens. Inspiration für ihre Arbeiten findet die Künstlerin etwa in Fragmenten eines beim Vorbeigehen aufgeschnappten Gesprächs, Essensresten, die auf dem Küchentisch abkühlen oder anderswo verderben oder das visuelle Phänomen des Nachbilds kürzlich geschlossener Augen.
Die japanische Künstlerin TERUMI ISHIGAMI (*1964, Chiba Präfektur, Japan) schafft mit ihren Keramikarbeiten poetische Erinnerungsräume, die von den Orten inspiriert sind, die sie einst besuchte und in denen sie lebt. Ihre Werke sind oft von Häusern und Treppen geprägt, die als Sinnbilder für vergangene Erlebnisse und Erinnerungen dienen. Der kleine Maßstab ihrer Arbeiten erinnert an die Perspektive, die man beim Anflug oder Abflug aus dem Flugzeug einnimmt, wenn man die Architektur aus der Vogelperspektive betrachtet. Durch diese miniaturisierte Darstellung bringt Ishigami die Flüchtigkeit der Erinnerungen zum Ausdruck und fängt die Vorfreude bei der Ankunft und die Melancholie beim Verlassen von Orten in ihrer Kunst ein. Ihre Keramikwerke laden ein, in diese intimen Erinnerungswelten einzutauchen und sich mit den Fragmenten ihrer persönlichen Geschichte zu verbinden.
ATSUSHI MANNAMI (*1988, Hyogo Präfektur, Japan) kommt ursprünglich von der Malerei, nutzt jedoch heute Keramik als bevorzugtes Material für seine künstlerische Praxis. Seine Arbeiten stehen in enger Verbindung zum urbanen Raum und den oftmals unbeachteten Gegenständen des Alltags. Dabei konzentriert sich Mannami auf das "Randständige" – jene Objekte und architektonischen Elemente, die in nahezu jedem Stadtraum vorhanden sind, jedoch im alltäglichen Bewusstsein unbeachtet bleiben. Besondere Aufmerksamkeit finden bei Mannami zudem funktionslos gewordene architektonische Strukturen oder Objekte (Genpei Akasegawa (1937-2014) schuf hierfür in den 1980ern den Kunstbegriff „Hyperart Thomasson“). Entsprechend ist auch die Funktionstüchtigkeit seiner in Keramik geschaffenen Gegenstandsdouble stets gestört und drängt dazu die einstigen Nutzgegenstände als rein ästhetische Objekte wahrzunehmen. Podeste, scheinbar behelfsmäßig aus gefundenem Styropor oder Pappe geschaffen, erzeugen nicht nur eine Spannung zwischen den verwendeten Materialien, sondern betonen zugleich auch die Fragilität der auf ihnen lagernden keramischen Arbeiten.
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