Ken'ichiro Taniguchi
谷口 顕一郎

Dass sich das Leben, ob pflanzliches, animalisches oder menschliches entfaltet, ist ein hinlänglich bekanntes Phänomen. Wer auf die Kunst von Ken'ichiro Taniguchi blickt, sieht sich allerdings mit einer eher ungewohnten Art der Entfaltung konfrontiert. Einer zwar nicht weniger faszinierenden wie der natürlichen, dafür aber mehr in eine philosophische Richtung weisenden Entfaltung. Taniguchi entfaltet, so läßt sich kurz sagen Risse, Kerben, flache Hohlräume zu dreidimensionalen Gebilden. Die Risse findet Taniguchi im urbanen Raum, in Form von Furchen im Asphalt oder im Mauerputz eingegrabenen „Tälern”. In einem technisch wie handwerklich aufwändigen Verfahren übersetzt er diese vorgefundenen Risse in räumliche Skulpturen. Das in Riss-Form gebrachte Ausgangs-Material, meistens ein gelb leuchtender Kunststoff, wird dabei in mehrere Teile zerlegt, um sie sodann erneut mit Hilfe von Scharnieren wieder zusammenzufügen. Der Riss läßt sich nun buchstäblich auseinanderfalten, und dies in zahlreichen Variationen. Falten ist in Japan mit der Beherrschung des Origami schon immer eine traditionelle Kunst. Taniguchis Kunst aber ist nicht Origami (jap.von oru = falten und kami = Papier), vielmehr, gäbe es dieses Wort, Ori-Hecomi (Hecomi = Riss, Vertiefung), also eine Riss-Entfaltung. „Riss” mag man dabei durchaus philosophisch wie psychisch verstehen, als innere Zer-Rissen-heit oder als klaffender Abgrund. Riss-Entfaltung, die Kunst von Ken'ichiro Taniguchi, gleicht somit der Entfaltung des Negativen ins Positive.

CV          |          Website   |          Text: Vom Zufallszeichen zur filigranen Skulptur (Hajo Schiff)

PRESSE

Klaus Mewes über Kenichiro Taniguchi (Japanisch)

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