Porträts ohne Porträtierte zeichnet die Kunst von Hiroshi Takeda aus. Mittlerweile hat der Künstler hunderte von Personen aufs Bild gebracht, ohne dass auch nur eine einzige von ihnen real existiert. Folglich nummeriert der Künstler seine Porträts statt ihnen Namen von fiktiven Personen zu verleihen. Takedas Porträts gleichen mehr einem Experiment als den Konterfeis von Menschen. Der Künstler erprobt Techniken und Möglichkeiten von Ausdrucksformen, indem er menschliche Grundzüge als ihren Vorwand nimmt. Eines aber fehlt diesen Porträts: das Gesicht. Selten blicken einem Augen entgegen, nie alle Sinnesorgane, die das menschliche Gesicht auszeichnet. Manchmal auch verdecken die abgebildeten Personen das Gesicht, als gäbe es eines, das aber nicht gezeigt werden soll. Was hingegen dominiert ist das Halbfigurenporträt mit seinen formalen Basiselementen aus Oberkörper, Armen und Händen, Kopf und Haare. Oft sind es weibliche Frisuren, die vermuten lassen bei den Porträtierten handele es sich um Frauen. Doch selbst das ist nicht gewiss.
Mit seinen Porträts sieht sich Hiroshi Takeda einer japanischen Tradition der Malerei verpflichtet. Vorbildlich für ihn ist hier der Name von Ôgata Kôrin (1658-1716), dessen Werke sich teilweise aus regelmäßig wiederkehrenden Mustern und Formen zusammensetzen. Und der Techniken nutzte, die ähnlich wie bei Takeda mit Unregelmäßigkeiten, mit porösen, weniger homogen wirkenden Farben spielten. So gehen Konvention und Innovation ein gemeinsames und wechselseitiges Spiel ein. Hiroshi Takedas Kunst steht in dieser Tradition einer autonomen Malerei, die beides einsetzt: ein vorgezeichnetes Formenvokabular sowie eine farbliche und stoffliche Materialität, die dieses immer wieder neu ausformuliert.