Zwei in eins. Das wäre die kürzeste Formel für die Bilderwelt von Shinsaku Horita. Stets sind es zwei voneinander unabhängige Bilder, die der Künstler produziert, um sie anschließend zu einem Bild zu vereinigen. In Streifen, in horizontale, vertikale oder diagonale zerlegt, setzt er jeweils einen Streifen des einen neben einem des anderen Bildes. Zusammen ergeben sie ein einziges, sich durch wiederholende Streifenmuster charakterisiertes Bild. Man kann das als eine elterliche Vereinigung von Bild-Vater und Bild-Mutter betrachten, die gemeinsam ein streng geometrisch geordnetes Bild in die Welt setzen.
Wer wie Horita die Bildgenese im Bild selbst offenlegt, erzeugt eine gewisse Distanz, die Distanz des künstlerischen Konzepts. Andererseits geht vom metallischen Material, geätztes und geschliffenes Aluminium sowie metallischer Farbe eine unmittelbare Attraktion aus. Auch die mehr abstrakt als konkret gezeichneten Motive auf dem Alu wollen den Betrachter eher verführen als ihn auf Abstand halten. So bleibt ein Spiel der Gegensätzlichkeit, das nicht nur in ästhetischer Hinsicht Landsleute des Künstlers mit seiner Heimat verbinden: dem Norden Japans mit seinem Zwei-Jahreszeiten-Wetter aus kaltem, rauem Winter und heißem trockenem Sommer. Glut und Eis, Hitze und Frost wechseln sich nahezu übergangslos ab, ähnlich der strikten Abfolge der Alustreifen in Horitas Kunst. Doch spiegelt sich in ihr noch eine zweite, eine Wahlheimat wider. In ihrem sachlichen, die Mittel und Strukturen offenlegenden Bildaufbau und der zugleich sinnlichen Oberfläche werden Bezüge zur Moderne der Nachkriegszeit geschaffen, von der monochromen Abstraktion bis zur emotional gefärbten Coolness in Musik und anderen Bereichen der Kultur.