Künstlergespräch mit Akihiro Higuchi

12.03.2021

Künstlergespräch mit Akihiro Higuchi

Mikiko Sato Gallery (MSG): Wie kamst du zu der Idee, diese Ausstellung “Very, Very Strong“ zu nennen?

HIGUCHI: Das Corona-Virus scheint schwer bezwingbar zu sein. Und Japan, wo ich lebe, ist ein Reich der Naturkatastrophen: Jedes Jahr heimgesucht von schweren Regenfällen und permanent den Gefahren des Erdbebens ausgesetzt. Aber ich glaube, dass der Mensch noch frecher, vielfältiger, schöner, erotischer, freundlicher, sündhafter, feinfühliger und sehr, sehr stark ist.


MSG: Wie ist die Serie „Very, Very Strong“ entstanden?

HIGUCHI: Bei dieser Serie werden die griechischen Götter mit den Helden aus meiner Kindheit assoziiert. Der menschliche Körper strahlt Energie aus, und diesen Zustand als schön zu empfinden ist verbunden mit dem Erotischen.
Einige der früheren Werke von mir bestanden aus Bauklötzen und griechischen Skulpturen. Als ich auf diese Figuren aus Holz Farbe mit Buntstiften auftrug, trat völlig unbeabsichtigt eine erotische Wirkung hervor. Solche unerwarteten Wirkungen, die wie chemische Reaktionen bei der Arbeit zufällig auftreten, mag ich und ich finde sie auch wichtig. Ich finde, dass das Erotische mit Stärke verbunden ist.Inspiration zu dieser Serie habe ich z.B. von Venus oder Hermes von Kyrene und die Helden aus meiner Kindheit sind z.B. Ultraman, Kamen-Rider, Gacchaman, Go-Ranger, Devilman, Cutie-Honey.


MSG: Wie kommen die Bewegungen der 7 Werke der Serie Very, Very Strong?

HIGUCHI: Sie sind inspiriert von der Schönheit der kämpfenden Helden. Ausgangspunkt sind die Posen der Helden aus meiner Kindheit, ferner habe ich auch die Bewegungen von Karate, Ringen und modernem Ballet zitiert – 2017 habe ich in Hamburg zum ersten Mal im Leben Ballet gesehen, als ich eine Aufführung des Hamburg Ballets besuchte.

MSG: Das Werk „Rosa-Mann“ erinnert an deine früheren Werke, bei denen du in den Bauklötzen griechische Skulpturen hineingehauen hast. Kommt die eckige Außenform diesmal auch von Bauklötzen? Oder von griechischen Tempeln? Und das Muster auf dem Körper scheint Corona-Viren darzustellen.

HIGUCHI: Ja, dieses Werk ist die Weiterführung der „Bauklotz“-Serie. Die Reihenfolge war: Nach „Bauklotz“ entstand „Kantholz“, danach „Very Very Strong“.
Weil es mühsam war, harte, kleine Bauklotz-Steine zu bearbeiten, wollte ich einfach mal großformatiges Material bearbeiten. Da dachte ich, dass ich als Weiterführung der „Bauklotz“-Idee auch Kantholz verwenden könnte. Bei der „Bauklotz“-Serie war ich schon von Tempeln inspiriert, daher hat die Kantholz-Serie auch etwas von Tempeln. Und von Kirchenskulpturen.
Das Muster ist aus der Form des Corona-Virus entstanden. Solange der menschliche Körper Teil der Natur ist, werden wir wohl mit dem Virus leben müssen.


MSG: Bei den anderen Werken verwendest du alte, bestehende Materialien. Was bedeutet das für dich?

HIGUCHI: Bei der früheren Arbeit „Himeji“ habe ich auch altes, bestehendes Material verwendet. Auf der gleichen Linie stehen die neuen Werke „Der Schachtelmann“, „Haar-Frau“, „Treibholz“, „Ego“ und „Seele“. Außerdem stehen sie mit den Serien „Restauration“ und „Very, Very Strong“ in enger Beziehung.
Als ich erfuhr, dass in Deutschland alte Grabsteine als Material für Skulpturen verwendet werden, hat mich das erstaunt. Ich als Japaner empfinde, dass die Toten und deren Grabsteine ein und dasselbe ist, die Seele/der Geist wohnt sozusagen in jeweiligen Steinen.
In Japan gibt es viele Schreine, in denen große Steine oder Wasserfälle als Gott verehrt werden. Es wird geglaubt, dass in den Buddha-Skulpturen die Seele wohnt und man sagt, dass in alten Dingen die Seele wohnen würde.
Ich stattete bei der Arbeit „Himeji“ eine alte Holzsäule mit Beinen aus. Damit habe ich quasi die Seele sichtbar gemacht, die in den alten Dingen wohnt. Man könnte von Personifizierung sprechen, aber da sah ich tatsächlich, dass da etwas „existiert“, in dem die Seele wohnt. Die Wirkung ist durch einen Zufall entstanden – Für mich eine neue Entdeckung. Die Skulptur für mich ist ein Körper, von dem ich Energie empfinde und der mir scheint, als wäre er von einer Seele bewohnt.
Vielleicht sind Stimmen und Räume von der Seele bewohnt.

Unterstütung von 

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