paper positions.berlin

27.04.2023

Konkreter Minimalismus oder von der Poesie der Linien
Die Mikiko Sato Gallery auf der paper positions Berlin (27.-30.4.2023)

Auf der paper positions Berlin 2023 zeigt die Mikiko Sato Gallery drei unterschiedliche Positionen japanischer zeitgenössischer Kunst zum Thema Zeichnung und Papier. Als Beispiele für einen konkret gewordenen Minimalismus erzählen die Arbeiten von der Poesie der Linien. Zu sehen sind dynamische Miniatur-Diagramme, die durch die elementare Kraft des Windes und dessen Bewegungen erzeugt und von Zeichen-Apparaturen auf Papier übertragen wurden (Rikuo Ueda); filigrane Linien und Figuren-Reliefs, die durch Witterung und Materialermüdung an Wänden und auf Böden im urbanen Raum entstanden sind und vom Künstler nun in Papierexponaten sichtbar gemacht werden (Ken‘ichiro Taniguchi); Falten, Einkerbungen und Schatten auf dem Papier, die sich erst bei näherem Hinsehen und bestimmtem Lichteinfall dem Betrachter als Linien zeigen (Taiyoh Mori).

Datum: 27.-30. April. 2023
Ort: Deutsche Telekom Hauptstadtpräsenz, Französische Straße 33 1-3, 10117 Berlin
Mehr Informationen auf paperpositions.berlin
TeilnemerKünstler: Rikuo Ueda, Ken’ichiro Taniguchi, Taiyoh Mori

Stand: #11

Mit freundlicher Unterstützung: 



Im Einzelnen:
Rikuo Ueda: Wind drawing - paper money, 01.11.2014, Kanaoka, Japan, Wind, Tinte, Acrylfabe auf Taiwan-Dollarnote

Im Zentrum der Arbeiten von Rikuo Ueda (*1950 in Osaka, Japan) steht die elementare Kraft des Windes, die seit jeher die Menschen fasziniert hat, genauer: die Übertragung der Bewegungen des Windes ins Grafische. Ueda begreift sich dabei als Assistent der Naturkraft. Er kooperiert mit dem Wind, der sich launisch – mal ruhig und verhalten, mal wild tobend – in den vom Künstler konstruierten, beweglichen Apparaturen verfängt, welche dann die Botschaften des Windes zu Papier bringen. Es entstehen krakelige, teils hektische und ausufernde Linien, die wild auf- und absteigen und dann wieder monoton verlaufen, Grafiken, die ein wenig an EKG-Diagramme oder auch an Börsenkurse erinnern. In der auf der paper positions gezeigten „paper money-Serie“ wird diese Assoziation noch expliziter aufgegriffen, insofern der Wind seine Zeichnungen auf Banknoten ausführt, unter ihnen papierne Noten aus Hong-Kong, der Ost-Karibik, Mexiko, Singapur, Taiwan, Euro, Yen und Yuan – Allegorien für die Launen und Unvorhersehbarkeiten der globalen Finanzmärkte, die teils gleich einer übermenschlichen Naturkraft agieren, nun aber vom Künstler in Rahmen gezähmt im Miniaturformat in Ruhe betrachtet werden können.

Ken’ichiro Taniguchi: Hecomi Finger Drawing, SCHÖNHAUSER ALLEE 161A, BERLIN, GERMANY, 2023, Handgeprägt auf Papier, 30 x 40 cm

Auch Ken’ichiro Taniguchi (*1976 in Sapporo, Japan) arbeitet an der Sichtbarmachung von Figuren und Linien, die durch Naturkräfte wie Witterung und Materialermüdung entstanden sind. In den auf der paper positions gezeigten Hecomi Finger Drawings übersetzt der Künstler seit 2006 filigrane Risse und Materialbruchstellen, die er im urbanen Raum findet, in Papierexponate mit räumlicher Dimension. Durch einen komplexen Kreations- und Extraktionsprozess entstehen sensible Papier-Reliefarbeiten, auf denen die feinen Linien und Figuren der Furchen, Zerklüftungen und Einkerbungen in der gebauten und langsam marode werdenden Umwelt in ihrer konkaven Leerform sichtbar werden – verschwundene Stücke menschlicher Zivilisation mit noch unerzählten Geschichten.

Taiyoh Mori: o.T. 2023 Tintenroller auf Papier, 100x 80 cm

Die hochkonzentrierte minimalistische Arbeit von Taiyoh Mori (*1982 in Osaka, Japan) ist ganz der Erkundung der Linie gewidmet. In einigen Arbeiten ist es der von Hand gezeichnete, horizontale oder vertikale filigrane kleine Strich, der sich wiederholt gesetzt optisch zur Linie verlängert und dann weiter zum textil anmutenden Gitter-Muster verdichtet. In anderen Arbeiten ist es die präzise gesetzte Falte im leeren Papier oder die sorgfältig ausgeführte Kerbe (mit der Nadel geritzt oder durch einen leeren Kuli geprägt), die dem Betrachter als gezeichnete Linie erscheint und in Reihe ein geometrisches Raster bildet. Oft sind es feine Linien, die zunächst kaum wahrnehmbar sind und sich erst bei näherem Hinsehen und einem bestimmten Lichteinfall als Linie zeigen. So erscheint auch die am Rand einer Glasplatte perfekt ausbalancierte hauchdünne Bleistiftmine oder der Schattenriss einer Kante von einer über Papier gelegten Glasplatte als isolierte Linie, über deren Positionierung auf dem Blatt sinniert werden kann.

 

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